Lücken im Lebenslauf

Lücken im Lebenslauf

Bewerbern wird seit jeher eingetrichtert, dass Lebenslauflücken etwas Schlechtes und unbedingt zu vermeiden sind. Doch was ist mit einer Lücke im Lebenslauf eigentlich genau gemeint, wie kann man diese vermeiden oder in einem bessern Licht darstellen? Das und mehr klären wir in diesem Artikel.

Was sind Lebenslauflücken?

Die meisten wissen wohl, was mit einer Lebenslauflücke gemeint ist: ein Zeitabschnitt im eigenen Werdegang, in dem keine berufliche Tätigkeit oder Ausbildung stattfand – man also gewissermaßen eine Lücke auf seinem Karriereweg aufweist.

Solche Lücken können auftreten, wenn man zum Beispiel eine Auszeit oder ein Sabbatical nimmt, länger auf Reisen ist, sich um kranke Angehörige kümmert oder einfach – und das ist der problematischste Fall – für eine gewisse Zeit lang gar nichts macht. Doch was ist denn das Problem bei Lücken im Lebenslauf?

Warum Lebenslauflücken negativ wahrgenommen werden (können)

Dazu muss man verstehen, dass Menschen traditionellerweise klare Karrierewege beschritten haben: Nach der Schule, machten sie eine Ausbildung oder absolvierten ein Studium und begannen anschließen mit ihrem Beruf – sei es zum Beispiel als Anwalt, Arzt, Handwerker oder Versicherungsmakler.

Personaler achteten beim Einstellen von Bewerbern darauf, dass diese einen möglichst aussagekräftigen – und eben lückenlosen – Werdegang vorweisen konnten. Diese vermittelte Seriosität, Professionalität und Strebsamkeit.

Wenn nun ein Bewerber zwischen Ausbildung und Berufseintritt oder zwischen zwei Stellen eine mehrmonatige Lücke aufwies, so stellte dies Personaler vor Fragen, denn sie wollten wissen, was ein Bewerber in dieser Zeit tat und ober er gar untätig war.

Die Bedeutung von Lebenslauflücken hat sich verändert

Du merkst schon, dass wir bewusst die Vergangenheitsform gewählt haben, denn die Wahrnehmung und Relevanz von Lebenslauflücken hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren doch ziemlich verändert. Die heutige Berufswelt ist wesentlich dynamischer und schnelllebiger geworden und stellt traditionelle Karrierebilder zunehmend infrage.

So gibt es zwar nach wie vor Berufe mit klar vorgegebener Ausbildung (zum Beispiel in den Bereichen Medizin, Jus oder auch bei Berufen wie Polizist, Pilot, etc.), doch die Wahrnehmung, was einen erfolgreichen Werdegang ausmacht, hat sich verändert.

So gibt es immer mehr Menschen, die keinen formalen Karriereweg beschreiten und sich in „modernen“ oder kreativen Berufen betätigen. Auch der Begriff des sogenannten „Lebenskünstlers“, der sein Leben auf kreative Art und Weise meistert, wird heute als positiv empfunden – während solche Menschen in früheren Zeiten überwiegend als wankelmütig oder entscheidungsschwach abgestempelt wurden.

Generell kann man mit Sicherheit sagen, dass in der heutigen Berufswelt fachliche Qualifikationen, persönliche Erfahrung sowie Soft Skills eine viel größere Rolle spielen als ein lückenloser Lebenslauf. Dies zeigt sich auch bei Personalern, die Lebenslauflücken zwar nach wie vor auf ihrem Radar haben, diese aber nicht mehr gleich bewerten wir vor einigen Jahren.

Situationen, in denen Lebenslauflücken auch heute noch problematisch sein können

Auch wenn die Wahrnehmung von Lebenslauflücken heute eine andere ist als noch 20 Jahren, so sollte man diesem Thema doch Beachtung schenken. Denn es gibt Lücken im Lebenslauf, die durchaus eine negative Auswirkung auf den Bewerbungserfolg haben können:

  • In Berufen mit traditionell und historisch geprägten Ausbildungswegen und Rollenbildern wie Anwalt, Arzt oder Ingenieur kann es immer noch vorkommen, dass ein potenzieller Arbeitgeber auf einen lückenlosen Lebenslauf, respektive einen „geradlinigen“ Werdegang achtet.
  • Das Gleiche gilt für Berufe mit einer hohen Bedeutung von Integrität und Seriosität wie Polizist, Richter oder Pilot: Hier ist es wichtig, dass keine unerklärten Lücken im Lebenslauf auftauchen und dass Bewerber Licht auf jeden Bereich ihres Werdegangs werfen können.
  • Auch bei internationalen Großkonzernen und in der öffentlichen Verwaltung kann es vorkommen, dass Lebenslauflücken genauer untersucht werden als anderswo.
  • Generell zu vermeiden sind Zeiträume im eigenen Lebenslauf, in denen man „gar nichts“ gemacht, respektive nur auf der faulen Haut gelegen hat. Wenn doch solche Episoden vorkommen, dann sollten man diese gut begründen können (siehe nächster Abschnitt).

„Positive“ und „negative“ Arten von Lebenslauflücken

Wie bereits am Anfang angetönt kann es verschiedene Gründe dafür geben, dass eine Lücke im eigenen Lebenslauf auftaucht. Dabei gibt es einige Gründe, die zwar im strengen Sinne als Lücke aus beruflicher Sicht gelten, für den eigenen Werdegang aber durchaus nichts Negatives bedeuten müssen:

  • Auszeiten – heute vornehmlich als Sabbaticals bezeichnet – nach vielen Jahren Berufserfahrung werden heute durchaus positiv wahrgenommen, wenn man denn in dieser Zeit etwas „Sinnvolles“ gemacht hat (z. B. eine Weltreise, Weiterbildungen, Fokus auf die Familie, etc.).
  • Falls man wegen eigener Krankheit eine Lücke im Lebenslauf hat, so ist dies natürlich ein berechtigter Grund. Dies solltest du nicht direkt im Lebenslauf aufführen, sondern allenfalls im Anschreiben oder persönlich beim Bewerbungsgespräch erwähnen, falls die Lücke zur Sprache kommen sollte.
  • Das Gleiche gilt, falls du dich eine Zeit lang um kranke oder hilfsbedürftige Angehörige gekümmert hast. Dies gehört nicht in den Lebenslauf, sorgt aber bei einer Rückfrage eines Personalers für Verständnis.

Auf der anderen Seite gibt es auch Situationen, bei denen Lebenslauflücken etwas schwieriger zu kaschieren sind:

  • Lücken im Lebenslauf aufgrund von Arbeitslosigkeit sind nicht ideal, aber natürlich nicht immer zu vermeiden. In diesem Fall ist es sinnvoll, auf andere Aktivitäten wie Kurse und Weiterbildungen hinzuweisen, die man im gleichen Zeitraum absolviert hat.
  • Das Gleiche gilt für Auszeiten und Zeiträume des Nichtstuns: Diese sollte man am besten mit anderen Engagements wie Freiwilligenarbeit (wozu z. B. auch das Leiten von Sporttrainings zählen kann) in einem besseren Licht darstellen.

Wie man bestehende Lebenslauflücken im richtigen Licht darstellt

Im letzten Abschnitt haben wir verschiedene Arten von Lebenslauflücken gesehen und wie man mit diesen umgehen kann. Hier noch ein paar generell Tipps und Hinweise, damit Lücken im Lebenslauf nicht zu einem Hindernis werden:

  • Wenn du Lücken hast, dann ist das so und du solltest einen Weg finden, diese mit relevanten oder „sinnvollen“ Tätigkeiten zu füllen. Dazu zählen wie bereits gesagt auch Kurse, ehrenamtliche Engagements, längere Reisen oder andere Aktivitäten, die von einem potenziellen Arbeitgeber positiv wahrgenommen werden können.
  • Auf keinen Fall solltest du Dinge erfinden oder gar lügen, was deine Lebenslauflücken anbetrifft. Praktisch alle Lebenslauflücken lassen sich nämlich ehrlich, aber in einem positiven Licht darstellen.
  • Lebenslauflücken können – wenn richtig dargestellt – auch durchaus eine positive Wirkung haben und deinem Bewerberprofil eine „individuelle Note“ geben. Stell einfach sicher, dass du wirklich hinter deinen Angaben stehst und dass du in einem Bewerbungsgespräch authentisch darüber erzählen kannst.
  • Erfahrungen, die man in Zeiten einer Lebenslauflücke gemacht hat, eignen sich zudem häufig, um Soft Skills und persönliche Kompetenzen zu untermauern.
  • Wer Lebenslauflücken effektiv kaschieren möchte, der kann statt eines chronologischen oder umgekehrt chronologischen Lebenslaufs auf einen Fähigkeiten-Lebenslauf setzen. Bei diesem wird der eigene Werdegang nicht in zeitlicher Abfolge, sondern anhand der eigenen Skills und Kompetenzen angeordnet (falls du Hilfe oder Inspiration zum Gestalten eines solchen Lebenslauftyps braucht, können dir Vorlagen oder ein Lebenslauf-Generator weiterhelfen).

Fazit: Clever mit Lebenslauflücken umzugehen, kann sich lohnen

Zusammenfassend können wir sagen, dass Lebenslauflücken nicht mehr die gleiche Bedeutung und Relevanz wie in früheren Zeiten haben. Gleichzeitig sollte man Lücken im eigenen Werdegang dennoch genügend Beachtung schenken und eine gute Erklärung für diese parat haben.

Die meisten Menschen weisen heutzutage die eine oder andere Lücke im Lebenslauf auf, weshalb man sich dafür auf keinen Fall schämen muss. Es lohnt sich aber, genau zu überlegen, wie man diese Lücken in möglichst gutem Licht darstellen kann.

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