Lücken im Lebenslauf
Von Jobseeker, Redaktionsteam • Zuletzt aktualisiert am 30. September 2024

Lücken im Lebenslauf

Bewerbern wird seit jeher eingetrichtert, dass ein Lebenslauf lückenlos zu sein hat, da damit die Jobaussichten bzw. die Chancen, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, gesteigert werden können. Während das bis vor zehn, 15 Jahren noch der Wahrheit entsprochen haben mag, haben sich die Zeiten mittlerweile jedoch geändert. Wir wollen uns daher in diesem Artikel eingehend mit diesem Thema auseinandersetzen. Darüber hinaus sehen wir uns an, was mit einer Lücke im Lebenslauf eigentlich genau gemeint ist und wie man sie vermeiden oder in einem günstigen Licht darstellen kann.

Was ist eine Lücke im Lebenslauf?

Wenn es darum geht, sich um einen Job zu bewerben, dann heißt es erst einmal, Lebenslauf und Bewerbungsschreiben zu verfassen und dabei seinen bisherigen Werdegang so vorteilhaft wie möglich darzustellen. Das gilt vor allem dann, wenn jemand über einen längeren Zeitraum nicht gearbeitet hat. Das führt dann zu einer Lücke und diese kann verschiedene Ursachen haben: Das kann einerseits die Elternzeit sein, andererseits durch Krankheiten verursacht werden, aber auch durch nicht selbstverschuldete Nichtbeschäftigung oder eine selbst gewählte längere Abwesenheit vom Arbeitsmarkt, die verschiedene Gründe haben kann. Auch längere Reisen, ein Sabbatical, um das Studium fortzusetzen bzw. eine Weiterbildung zu  machen oder die Pflege von kranken Angehörigen führt zwangsweise zu einer Unterbrechung der beruflichen Tätigkeit. 

Die Frage ist jedoch, wird eine berufliche Auszeit bei der Bewerbung zwangsläufig zum Problem? Führt es zu teils unangenehmen Fragen, wenn ich offensichtliche Unterbrechungen in meinem bisherigen Werdegang - entwender in der Ausbildung oder bei den beruflichen Stationen - habe und muss ich Angst haben, den Wiedereinstieg zu verpassen, wenn der Zeitraum der beruflichen Unterbrechung zu lang ist?

Warum Lücken im Lebenslauf negativ wahrgenommen werden können

Um diese Frage zufriedenstellend beantworten zu können, muss man vorausschicken, dass Menschen traditionellerweise klare Karrierewege beschritten und kaum den Arbeitgeber gewechselt haben: Nach der Schule machten sie eine Ausbildung oder absolvierten ein Studium und begannen traten schließlich in das Berufsleben ein, entweder als selbstständiger Unternehmer, der beispielsweise das Familienunternehmen übernommen hat oder aber in einem Angestelltenverhältnis. Der Großteil der Arbeitnehmer in einer Festanstellung hat im Laufe seiner Karriere kaum bis gar nicht den Job oder den Arbeitgeber gewechselt und eine längere Abwesenheit vom Beruf war mehr oder weniger unerhört.

Personaler achteten bei der Auswahl und Einstellung von Bewerbern darauf, dass diese einen möglichst aussagekräftigen – und eben lückenlosen – Werdegang vorweisen konnten. Im Kontext des damaligen Arbeitsmarktes waren lange Unterbrechungen oder Arbeitslosigkeit äußerst selten und jeder ernstzunehmende Bewerber sollte daher möglichst keine Lücken im Lebenslauf haben, denn nur so konnten sie Seriosität, Professionalität und Strebsamkeit vermitteln. 

Wenn nun ein Bewerber zwischen Ausbildung und Berufseintritt oder zwischen zwei Jobs eine Lücke von mehreren Monaten vorzuweisen hatte, so führte das ausnahmslos zu Spekulationen und Fragen, denn Personaler wollten wissen, was ein Bewerber in dieser Zeit getan hatte oder ob er womöglich gar gar untätig gewesen war.

Die Bedeutung von Lücken im Lebenslauf hat sich verändert

Heute sieht das zum Glück etwas anders aus, den entsprechend dem wandelnden Arbeitsmarkt und einem veränderten allgemeinen Lebensstil haben sich auch die Einstellung gegenüber und der Umgang mit einer beruflichen Auszeit geändert. Du merkst schon, dass wir im vorigen Absatz bewusst die Vergangenheitsform gewählt haben, denn die Wahrnehmung und Relevanz von Lücken im Lebenslauf hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren tatsächlich ziemlich verändert. Die heutige Berufswelt ist wesentlich dynamischer und schnelllebiger geworden und stellt traditionelle Karrierebilder zunehmend infrage. Zugleich ist es nicht nur zum Standard geworden, dass Arbeitnehmer alle paar Jahre das Unternehmen wechseln, sondern es gibt auch solche, die eine Zeitlang ihre Karriere unterbrechen und diese Zeit für eine Weiterbildung nutzen, um im Anschluss nicht nur den Arbeitgeber, sondern auch das Berufsfeld bzw. die Branche zu wechseln. 

Zwar gibt es nach wie vor zahlreiche Berufe mit klar vorgegebener Ausbildung, wie zum Beispiel in den Bereichen Medizin, Jus oder auch bei Berufen wie Polizist, Pilot und so weiter, doch die Wahrnehmung, was einen erfolgreichen Werdegang ausmacht, hat sich verändert. Nicht jeder, der einmal einen bestimmten Beruf erlernt hat, geht diesem auch bis zum Ende seines Berufslebens nach. Zudem es immer mehr Menschen, die keinen formalen Karriereweg beschreiten und sich in „modernen“ oder kreativen Berufen betätigen. Auch der Begriff des sogenannten „Lebenskünstlers“, der sein Leben auf kreative Art und Weise meistert, wird heute durchaus positiv aufgefasst, während solche Menschen in früheren Zeiten überwiegend als wankelmütig oder entscheidungsschwach abgestempelt wurden.

Generell kann man mit Sicherheit sagen, dass in der heutigen Berufswelt fachliche Qualifikationen, persönliche Erfahrung sowie Soft Skills eine viel größere Rolle spielen als ein lückenloser Lebenslauf. Dies zeigt sich auch bei Personalern, die eine Lücke im Lebenslauf zwar nach wie vor auf ihrem Radar haben, diese aber nicht mehr gleich bewerten wir noch vor einigen Jahren.

Eine Lücke im Lebenslauf ist heute kein Manko oder Makel mehr, wie es vielleicht noch vor zehn, 15 Jahren der Fall gewesen sein mag. Wichtig ist es, offen mit der eigenen Vita umzugehen - und damit auch mit allfälligen Unterbrechungen und Pausen.

Situationen, in denen eine Lücke im Lebenslauf auch heute noch problematisch sein kann

Auch wenn die Wahrnehmung von Lücken im Lebenslauf heute eine andere ist als noch vor 20 Jahren, so sollte man diesem Thema doch Beachtung schenken. Es macht durchaus Sinn, sich beim Erstellen des eigenen Lebenslaufs Gedanken darüber zu machen, ob der potenzielle Arbeitgeber ein Problem mit einer Unterbrechung der bisherigen beruflichen Laufbahn haben könnte oder nicht. Folglich sollte man sich auch überlegen, wie im individuellen Fall am besten damit umgegangen werden kann. Dabei gilt, dass ein Lebenslauf generell an die jeweilige Stellenausschreibung angepasst und nicht einfach generisch erstellt und verschickt werden sollte. Du kannst auf Jobseeker zwischen verschiedenen Lebenslauf- Vorlagen und -Mustern auswählen, die modular aufgebaut sind, sodass du sie jederzeit anpassen kannst. Das macht die Arbeit etwas leichter und du kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich den Inhalt. 

Zurück zu jenen Lücken im Lebenslauf, die problematisch sein und mitunter eine negative Auswirkung auf den Erfolg deiner Bewerbung haben können:

  • In Berufen mit traditionell und historisch geprägten Ausbildungswegen und Rollenbildern wie Anwalt, Arzt oder Ingenieur kann es immer noch vorkommen, dass ein potenzieller Arbeitgeber auf einen lückenlosen Lebenslauf, respektive einen „geradlinigen“ Werdegang achtet. In diesen Branchen führt beispielsweise Arbeitslosigkeit - auch wenn nicht selbstverschuldet - zu zahlreichen Spekulationen und lässt keine guten bzw. zufriedenstellenden Gründe vermuten.
  • Das Gleiche gilt für Berufe, bei denen neben Integrität und Seriosität auch ein tadelloses Beherrschen des jeweiligen „Handwerks“ von entscheidender Bedeutung sind. Dazu zählen Polizisten, Richter oder Piloten, aber auch Krankenschwestern: Hier ist es wichtig, dass der Lebenslauf absolut lückenlos ist und dass Bewerber Licht auf jeden Bereich ihres Werdegangs werfen bzw. jede Unterbrechung der Ausbildung oder des beruflichen Werdegangs erklären können.
  • Auch bei internationalen Großkonzernen und in der öffentlichen Verwaltung kann es vorkommen, dass eine Lücke im Lebenslauf eingehender untersucht wird als anderswo. Hier steht häufig der Aspekt der Leistung im Vordergrund und dieser lässt sich nicht immer nachvollziehbar mit beruflichen Unterbrechungen vereinbaren, zumindest nicht im Auge der Personaler.
  • Dasselbe kann aber auch von traditionellen Kleinunternehmen und Familienbetrieben  behauptet werden, die möglicherweise nach wie vor veraltete Strukturen haben bzw. bei denen althergebrachte Werte wichtig sind. Häufige Jobwechsel oder gar Unterbrechungen können hier mitunter einen negativen Beigeschmack haben und zumindest zu Fragen führen.
  • Egal um welche Art von Beruf es sich handelt, generell zu vermeiden sind Zeiträume im Lebenslauf, in denen man zwischen zwei Jobs „gar nichts“ gemacht, respektive nur auf der faulen Haut gelegen hat. Wenn doch solche Episoden vorkommen, dann sollte man diese gut begründen können, ansonsten gelten sie im Werdegang eher als No-go. Wie das am besten gelingt, sehen wir uns im nächsten Abschnitt an. 

„Positive“ und „negative“ Arten von Lücken im Lebenslauf

Wie bereits am Anfang erwähnt, kann es verschiedene Gründe dafür geben, dass eine Lücke im Lebenslauf auftaucht. Dabei gibt es einige Gründe, die zwar im strengen Sinne als Lücke aus beruflicher Sicht gelten, für den eigenen Werdegang aber durchaus nichts Negatives bedeuten müssen:

  • Auszeiten – heute vornehmlich als Sabbaticals  bezeichnet – nach vielen Jahren in ein und demselben Job werden heute durchaus positiv wahrgenommen, wenn man denn in dieser Zeit etwas „Sinnvolles“ gemacht und beispielsweise ein Studium wieder aufgenommen, eine Weiterbildung, einen Sprachkurs im Ausland oder ein freiwilliges soziales Jahr absolviert hat. Selbst ausgedehnte Reisen werden mittlerweile sogar häufig als Pluspunkt gesehen, da sie von einer gewissen Offenheit, Neugier und multikulturellen Kompetenz der Bewerber zeugen. 
  • Falls man aufgrund von Krankheiten eine Lücke im Lebenslauf hat, so ist dies natürlich ein berechtigter Grund, der für sich selbst spricht. Du solltest einen längeren Krankenstand allerdings nicht direkt im Lebenslauf aufführen, sondern allenfalls im Anschreiben oder persönlich beim Vorstellungsgespräch erwähnen, falls die Lücke zur Sprache kommt und zu weiteren Fragen führt.
  • Das Gleiche gilt, falls du dich eine Zeitlang um einen kranke oder hilfsbedürftigen Angehörigen gekümmert hast. Dies gehört nicht in den Lebenslauf, sollte aber auf Nachfrage erklärt werden.

Auf der anderen Seite gibt es auch Situationen, bei denen Lücken im Lebenslauf nicht nur etwas schwieriger zu kaschieren sind, sondern auch der Karriere eher weniger förderlich sein könnten:

  • Eine Lücke, die aufgrund von Arbeitslosigkeit verursacht wurde, ist nicht ideal, aber natürlich nicht immer zu vermeiden. In diesem Fall ist es sinnvoll, auf andere Aktivitäten wie Kurse und Weiterbildungen hinzuweisen, die man im gleichen Zeitraum absolviert hat.
  • Zeiträume des Nichtstuns - also lange Pausen von der Arbeit, wenn man so will, sollte man versuchen, in einem besseren Licht darzustellen. Am besten gelingt dies, wenn man Engagements wie Freiwilligenarbeit - wozu beispielsweise auch das Leiten von Sportgruppen zählen kann - vorweisen kann.

Wie man eine bestehende Lücke im Lebenslauf im richtigen Licht darstellt

Damit Lücken im Lebenslauf bei deiner nächsten Bewerbung nicht zu einem Hindernis werden oder gar zu Zuständen der Angst und Unsicherheit führen, haben wir hier noch einige Tipps zusammengestellt, mit denen du deine Lücken im Lebenslauf im richtigen Licht darstellen kannst:

  • Wenn du Lücken hast, dann lässt sich das nicht im Nachhinein ändern. Sie sind Teil deiner Persönlichkeit ebenso wie deines Werdegangs und du solltest einen Weg finden, offen damit umzugehen und sie mit relevanten oder „sinnvollen“ Tätigkeiten zu füllen. Dazu zählen, wie bereits erwähnt, auch Kurse, ehrenamtliche Engagements, längere Reisen oder andere Aktivitäten, die von einem potenziellen Arbeitgeber positiv wahrgenommen werden können. 
  • Auf keinen Fall solltest du Dinge erfinden oder gar lügen, was deine Auszeit betrifft. Die meisten Lücken im Lebenslauf lassen sich nämlich in einem positiven Licht darstellen, wenn man denn zu ihnen steht. 
  • Wenn richtig dargestellt, kann eine Lücke im Lebenslauf auch durchaus eine positive Wirkung haben und deinem Bewerberprofil eine „individuelle Note“ verleihen. Dazu solltest du aber sicherstellen, dass du wirklich hinter deinen Angaben stehst und dass du in einem Bewerbungsgespräch authentisch darüber erzählen kannst.
  • Erfahrungen, die man in Zeiten beruflicher Untätigkeit gemacht hat, eignen sich häufig, um Soft Skills und persönliche Kompetenzen zu untermauern. Das kann vor allem bei Weiterbildungen, sozialen Engagements, aber auch bei der Elternzeit oder der Pflege von Angehörigen der Fall sein.
  • Wer in seinem eigenen Werdegang Lücken effektiv kaschieren möchte, der kann statt eines chronologischen oder umgekehrt chronologischen Lebenslaufs auf einen Fähigkeiten-Lebenslauf setzen. Bei diesem wird der eigene Werdegang nicht in zeitlicher Abfolge, sondern anhand der eigenen Skills und Kompetenzen angeordnet. Welche verschiedenen Arten es gibt, seine Vita darzustellen, kannst du übrigens anhand der Lebenslauf-Beispiele herausfinden, die du auf Jobseeker findest. 

Fazit: Es kann sich lohnen, clever mit Lücken im Lebenslauf umzugehen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass heutzutage fast kein Werdegang mehr ohne Abwege oder gewisse Auszeiten auskommt und dass fast jeder Bewerber irgendwann im Laufe seines Berufslebens einmal Unterbrechungen und Lücken haben wird. Daher hat ein ununterbrochenes Beschäftigungsverhältnis auch nicht mehr die gleiche Bedeutung wie noch vor wenigen und es ist weniger tragisch, wenn man nicht ununterbrochen beschäftigt bzw. in Festanstellung war. Gleichzeitig sollte man bei der Bewerbung den Lücken im eigenen Berufsverlauf dennoch genügend Beachtung schenken und eine gute Erklärung für diese parat haben.

Wenn du noch mehr dazu erfahren willst, wie du deinen Erfolg in Sachen Bewerbung steigern und professionelle Unterlagen erstellen kannst, dann findest du auf Jobseeker zahlreiche Informationen, die alle Aspekte abdecken. Diese Bewerbungsschreiben- und Lebenslauf-Artikel erklären unter anderem, was du beachten solltest, wenn du dich im Ausland auf eine Stelle bewirbst oder wenn du ein Praktikum machen möchtest. Mit praktischen Beispielen sollte es dann ein Leichtes sein, deine Vita und dein Motivationsschreiben aufzusetzen.

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