Familienstand im Lebenslauf angeben - ja oder nein?
Viele Bewerber sind sich nicht sicher, ob sie ihren Familienstand im Lebenslauf angeben sollten oder nicht – und wenn ja, wie und wo. Nach wie vor ist es durchaus üblich, dass Bewerber in den Bewerbungsunterlagen angeben, ob sie verheiratet sind oder nicht. Häufig werden auch Angaben zu den Kindern gemacht. Doch es stellt sich die Frage: Handelt es sich um eine Pflichtangabe bzw. ist es sinnvoll, diese persönlichen Daten und Informationen zu inkludieren? In diesem Artikel klären wir auf.
Was versteht man unter dem Familienstand?
„Familienstand“ mag ein etwas altmodisches Wort sein, doch die Bedeutung ist ziemlich simpel und hat sich über die Jahrzehnte nicht verändert: Der Begriff beschreibt, ob jemand ledig, verheiratet, geschieden oder verwitwet ist.
Dabei handelt es sich also um den gesetzlichen, respektive familienrechtlichen Status und keinesfalls um den persönlichen Beziehungsstatus. Ob du Single bist, einen Freund, respektive eine Freundin hast oder mit diesem oder dieser zusammenlebst, spielt für deinen Familienstand keine Rolle – solange es sich nicht um eine formell eingetragene Partnerschaft handelt, giltst du laut Familienstand als ledig.
Generell ähnelt sich das Familienrecht in den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Schweiz und Österreich sehr. Es gibt aber einige kleine Unterschiede bei den Bezeichnungen sowie gesetzlichen Details.
Familienstand in Deutschland
Folgende Familienstände gibt es aktuell in Deutschland:
- ledig
- verheiratet
- verwitwet
- geschieden
- eingetragene Lebenspartnerschaft
- eingetragene Lebenspartnerin/eingetragener Lebenspartner verstorben
- eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben
Während die ersten vier Bezeichnungen intuitiv zu verstehen und seit Jahrhunderten in unserer Gesellschaft verankert sind, gibt es den familienrechtlichen Begriff Lebenspartnerschaft erst seit wenigen Jahrzehnten und die entsprechenden gesetzliche Bestimmungen haben sich, gerade in Bezug auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften, über die Jahre mehrmals geändert.
Familienstand in der Schweiz
Die Familienstände in der Schweiz sind denen in Deutschland sehr ähnlich, nur die Begrifflichkeiten und einige gesetzliche Bestimmungen unterscheiden sich:
- ledig
- verheiratet
- geschieden
- verwitwet
- unverheiratet - in eingetragener Partnerschaft
- gerichtlich aufgelöste Partnerschaft
- durch Tod aufgelöste Partnerschaft
- durch Verschollenerklärung aufgelöste Partnerschaft
Personenstand in Österreich
In Österreich wird der Familienstand als Personenstand bezeichnet. Es gibt folgende Personenstandsbezeichnungen:
- ledig
- verheiratet
- in eingetragener Partnerschaft lebend
- geschieden
- aufgelöste eingetragene Partnerschaft
- verwitwet
- hinterbliebener eingetragener Partner
Länderspezifische Unterschiede
Zuerst einmal muss gesagt werden, dass die Angabe des Familienstands im deutschsprachigen Raum durchaus weit verbreitet ist und bei vielen Lebenslauf-Vorlagen fast schon zum Standard gehört. Viele Bewerber überlegen sich daher gar nicht, ob diese Information in den Bewerbungsunterlagen Vor- oder Nachteile mit sich bringen könnte und geben bereitwillig Auskunft über ihre familiäre Situation.
Ganz anders sieht es da in anderen Regionen der Welt – besonders im englischsprachigen Raum – aus: In den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und vielen anderen Ländern ist es nicht üblich oder sogar tabu, persönliche Informationen wie Herkunft, Religionszugehörigkeit oder eben den Familienstand anzugeben.
Laut dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist es tatsächlich auch in Deutschland so, dass Angaben bezüglich des Familienstandes, der Staatsangehörigkeit und des Alters keine Pflicht mehr sind. Ähnliche Gesetze gibt es übrigens auch in der Schweiz und in Österreich, sodass kein Arbeitgeber mehr diese Informationen anfordern darf. Hintergrund ist, dass Bewerber einen Job aufgrund ihrer Qualifikationen erhalten und nicht basierend auf ihrem persönlichen Hintergrund beurteilt bzw. bewertet werden sollten. Auf Jobseeker findest du zu den Themen Lebenslauf und Bewerbungsschreiben verschiedene Artikel, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen und über die Angaben persönlicher Daten bzw. das Gleichbehandlungsgesetz und Pflichtangaben informieren.
Tipp
Wenn du dich im Ausland bewerben möchtest, solltest du dich vorab erkundigen, wie die jeweiligen kulturellen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen aussehen und diese beim Erstellen deiner Bewerbung berücksichtigen. Entsprechend kannst du auch ein passendes Lebenslauf-Design wählen und dieses an deine Bedürfnisse anpassen - ob mit oder Angabe des Familienstands.
Gründe, die dafür sprechen, den Familienstand im Lebenslauf anzugeben
Sehen wir uns als Nächstes einmal an, was dafür spricht und wann du deinen Familienstand im Lebenslauf angeben solltest. Zum einen ist es so, dass diese Information in den deutschsprachigen Ländern nach wie vor üblich ist und von vielen Personalern fast schon erwartet werden.
Das heißt aber noch lange nicht, dass es Pflicht ist, in der Bewerbung anzugeben, ob du verheiratet, ledig oder verwitwet bist und Angaben zu den Kindern zu machen. Laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz bist du nämlich nicht verpflichtet, diese Informationen in deinen Bewerbungsunterlagen zu inkludieren - und zwar gilt das sowohl für das Anschreiben als auch für den Lebenslauf. Entsprechend hat ein Arbeitgeber nicht das Recht, danach zu fragen. Soweit zur Theorie. Die Praxis sieht jedoch häufig ganz anders aus und in den meisten Fällen wird spätestens beim Vorstellungsgespräch danach gefragt.
Gerade wenn du dich als junge Frau auf einen Job bewirbst, möchten Personalverantwortliche gerne wissen, ob du verheiratet oder alleinstehend bist und kleine bzw. betreuungspflichtige Kinder hast. Es gilt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und vor diesem Hintergrund sind diese Informationen durchaus sinnvoll. In manchen Fällen kann die Angabe des Familienstands als „ledig“ oder „verheiratet“ Vorteile haben, derer sich viele Bewerber nicht bewusst sind:
- Gerade bei Stellen, die häufige Geschäftsreisen, regelmäßige Positionswechsel oder gar Auslandseinsätze beinhalten, kann einem ein lediger Familienstand eventuell ein paar Pluspunkte verschaffen. Bei verheirateten Bewerbern könnten mitunter Zweifel bezüglich Einsatzfähigkeit und Flexibilität aufkommen.
- Das Gegenteil gilt bei Stellen, bei denen langfristige Karriereperspektiven sowie ein hohes „Commitment“ zu einer Firma im Zentrum stehen. Hier kann ein verheirateter Bewerber Qualitäten wie Loyalität, Beständigkeit und Einsatzfreudigkeit vermitteln.
Gründe, die gegen den Familienstand im Lebenslauf sprechen
Es gibt allerdings auch ein paar Gründe, die dagegen sprechen können, deinen Familienstand in der Bewerbung anzugeben. So möchten viele Menschen, die geschieden, getrennt oder verwitwet sind, nicht laufend mit ihrem Beziehungsstatus konfrontiert werden, da oftmals schmerzhafte Gefühle und persönliche Erinnerungen damit verbunden sind.
Entsprechend kann es sinnvoll sein, den Familienstand in der Bewerbung nicht anzugeben, um nicht unnötigerweise Aufmerksamkeit auf eine Lebenslage zu lenken, die man lieber nicht mit einem potenziellen Arbeitgeber besprechen möchte.
Ein weiterer Grund, der dagegen spricht, den Familienstand im Lebenslauf anzugeben, ist der sich wandelnde Zeitgeist: Ob jemand ledig oder verheiratet, mit Kindern oder kinderlos ist, interessiert heute viel weniger als noch vor 15 oder 20 Jahren. Neue Familienmodelle wie Patchwork-Familien und ein immer höherer Anteil an nicht verheirateten Paaren oder alleinerziehenden Müttern bzw. Vätern machen die traditionell bedeutenden und klassischen nuklearen Familien zunehmend unwichtiger.
Sollte ich angeben, ob ich Kinder habe?
Die Frage, ob man die eigenen Kinder erwähnen sollte oder nicht, lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt stark von der Stelle und auch von dem Unternehmen ab, bei dem du dich bewirbst.
Mitunter kann es positive Eigenschaften wie Verantwortungsbewusstsein und Loyalität vermitteln, wenn du deine Kinder angibst. Wenn du dich zum Beispiel auf eine Stelle als Lehrer oder sonst einen sozialen Beruf bewirbst, dann solltest du unbedingt erwähnen, wenn du eigene Kinder hast.
Demgegenüber stehen aber negative Aspekte wie mangelnde Flexibilität oder höhere Lohnerwartungen, die ein Arbeitgeber gerade mit kleinen Kindern in Verbindung bringen könnte. Es gilt also, je nach Arbeitgeber abzuwägen, ob du deine Kinder - und wenn ja, eventuell mit dem jeweiligen - erwähnen möchtest oder nicht.
Wenn du befürchtest, aufgrund deiner familiären Situation im Bewerbungsverfahren benachteiligt zu werden, dann solltest du diese Angabe weglassen. Solltest du im Vorstellungsgespräch danach gefragt werden, kannst du immer noch deine Argumente vorbringen, die sich auf Papier häufig nicht erklären lassen.
Best Practices bei der Angabe des Familienstands
Ob du deinen Familienstand im Lebenslauf angeben möchtest, ist letztlich eine ganz persönliche Entscheidung. Als Information, die dein Bewerberprofil ergänzt, sollte sie dir rein theoretisch und objektiv betrachtet weder Vor- noch Nachteile einbringen. Da eine Diskriminierung aufgrund des Familienstandes gesetzlich verboten ist, gibt es eigentlich keinen zwingenend Grund, diese persönliche Information in der Vita anzugeben.
Trotzdem gilt es zu erwägen, ob es in deinem individuellen Fall Sinn macht oder nicht. Falls du die Angabe des Familienstands erwägst, dann solltest du dies gleich am Anfang am Anfang tun. Das könnte dann zum Beispiel so aussehen:
Persönliche Daten
Name: Erich Muster
Geburtsdatum: 12.04.1990
Geburtsort: Musterstadt
Adresse: Musterstraße 5, 53732 Musterstadt
Telefon: 0743547384
E-Mail: erich.muster@mail.com
Webseite: erich.muster.com
Familienstand: Verheiratet
Wenn du Hilfe brauchst, um sicherzugehen, dass du auch wirklich nichts vergisst, findest du auf Jobseeker verschiedene Lebenslauf-Vorlagen in verschiedenen Designs. Diese kannst du deinen Vorstellungen entsprechend anpassen und einfach herunterladen, sobald du deine Daten eingefügt hast. Weitere interessante Fakten und Informationen kannst du außerdem verschiedenen Lebenslauf-Artikeln entnehmen, die du ebenso wie die Lebenslauf- und Bewerbungsschreiben-Vorlagen auf Jobseeker findest.
Fazit: Der Familienstand muss nicht zwingend in deinen Lebenslauf
Alles in allem lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Bedeutung des Familienstands generell abgenommen und somit auch für deine Bewerbung zunehmend weniger Relevanz hat. Auf der anderen Seite kann es aber immer noch passieren, dass Bewerber aufgrund ihres Familienstandes bewertet werden – sei es auf positive oder negative Art.
Überlege dir deshalb, ob diese Information in deinem Fall Sinn macht und ob du den Familienstand im Lebenslauf angeben möchtest oder nicht. Dies hängt in erster Linie von der Art der Stelle ab, auf die du dich bewirbst, und ob dein Ehestand gut zum Gesamtbild passt, das du als Bewerber abgeben möchtest.
Verschaffe dir einen Vorteil
Sorge dafür, dass deine Bewerbungen aus der Masse herausstechen.